1. Krefeld

Leser-Erinnerungen an Herongen: Fliegende Untertassen im Spülbecken

Leser-Erinnerungen an Herongen : Fliegende Untertassen im Spülbecken

Im Frühjahr 1967 fuhr ich zum ersten Mal als junge Lehrerin mit meiner 7. Klasse von der damaligen Richard-Schirrmann-Volksschule ins Schullandheim Herongen.

Begleitet wurde ich von zwei älteren Kollegen und einer Kollegin und deren Klassen.

Rektor Schreiber, ein begeisterter "Wandervogel", setzte seinen Ehrgeiz darein, mit einer freiwilligen Truppe besonders sportlicher und wanderfreudiger Schüler/innen zu Fuß von Krefeld nach Herongen zu laufen. In aller Herrgottsfrühe ging die Gruppe los und war in der Regel gegen 17 Uhr vor Ort.

Zu der Zeit verbrachte man noch 10 Tage im Schullandheim, nämlich von montags bis zum Mittwoch der nächsten Woche:

wunderbare Zeit für viel Programm! Regelmäßig kam während dieser Tage der Mundartdichter Hermes zu einem Vortrag, und auch der Schulzahnarzt ließ sich blicken, belehrte die Kinder und schenkte ihnen Tütchen mit gesunden Haferflocken.

Es wurde viel gespielt, gewandert, gesungen,gebastelt, gehandarbeitet und Heimat- und Naturkunde betrieben. Nicht alle Aktionen waren bei allen beliebt, aber Spaß gab es trotzdem. Besonders unbeliebt war natürlich der Küchendienst mit dem Spülen von Hand. Da dachte ich mir einen Trick aus:

Ich zeigte den Jungen, die besonders herummotzten, wie man die flachen Plastikteller aus einiger Entfernung wie fliegende Untertassen ins Spülbecken katapultiert. Nun dauerte das Spülen zwar länger, aber es wurde zu einem "sportlichen Erlebnis". Die leichte bis mittelschwere Überschwemmung in der Küche, die notgedrungen die Folge war, wischten die Jungen sogar freiwillig wieder auf.

Damals gab es noch keine Vier-Bett-Zimmer, sondern die Kinder schliefen in Schlafsälen mit ca. 20 Stockbetten. Ich bekam ein Zimmerchen neben dem Schlafsaal, von dem aus es ein kleines Fenster mit Vorhang zum großen Raum gab, damit ich die Kinder "bewachen" konnte. In einer Nacht vernahm ich ein Schieben und Rücken und Flüstern: "Passt auf, die hört das!" Ich tat so, als ob ich nichts hörte, lüpfte das Gardinchen und sah, dass die Mädchen die Betten zu einer großen Bettenlandschaft zusammenschoben und darin hin- und herkrochen und Verstecken spielten. Am liebsten hätte ich mitgemacht. Was aber hätten meine Kollegen dazu gesagt? Ich ließ die Mädchen gewähren, weil ich wusste: "Das sind die Erinnerungen, von denen sie bei späteren Klassentreffen zehren." Übrigens . . . die Jungen und Mädchen von 1967 sind heute alle um die 60 Jahre alt — und ich eine alte Frau. Aber immer noch begleite ich gerne Kinder nach Herongen.

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Wenn dieses Schullandheim geschlossen würde, wäre das ein riesiger Verlust für die Krefelder Schulen und andere Gruppen!

(City Anzeigenblatt Krefeld II)