1. Krefeld

Nach dem Fall von Benedice A., der einen Trainer und Schiedsrichter tätlich angriff, fordern die Unparteiischen härtere Strafen: „Schiris“ fordern harte Konsequenzen

Nach dem Fall von Benedice A., der einen Trainer und Schiedsrichter tätlich angriff, fordern die Unparteiischen härtere Strafen : „Schiris“ fordern harte Konsequenzen

Pöbeleien, Schläge, Tritte: Amateurschiedsrichter müssen einiges einstecken. Thomas Kirches vom Fußballverband Niederrhein sucht den Kontakt zu den Vereinen.

„Als Schiedsrichter bist du der ärmste Mann auf dem Platz. Alle wissen es besser, alle können es besser. Ein falscher Pfiff und du hast alle gegen dich: Spieler, Trainer, Fans.“ So oder so ähnlich sehen es viele der ehrenamtlichen Schiedsrichter im deutschen Amateurfußball. Doch damit ist es in Einzelfällen nicht getan. Auch körperliche Übergriffe häuften sich. Nach dem Gewaltausbruch bei den Krefelder Hallenfußball-Stadtmeisterschaften im Jahr 2013 gelobten alle Parteien Besserung, doch es gab wieder einen Rückfall. Benedice A., ein A-Jugendlicher vom Spielverein St. Tönis, hatte erst dem gegnerischen Trainer den Ball mit voller Wucht an den Kopf geschossen und danach den Schiedsrichter so getreten, dass er ärztlich behandelt werden musste. In der Spruchkammersitzung des Kreises 6 unter Vorsitz von Klaus Trienes wurde der Spieler zu einer 10-monatigen Sperre verurteilt. Darüber hinaus zeigte der betroffene Schiedsrichter den Jungen bei der Polizei an. Laut Verein sollte der Jugendliche aus dem Club ausgeschlossen werden, doch diese Entscheidung wurde zurückgezogen.

Ein Unding, wie Thomas Kirches, selbst Schiedsrichter und tätig beim Verband, befand. „Die Spieler müssen die Konsequenzen ihres Handelns auch spüren.“ Daraufhin setzten sich Vereins- und Verbandsverantwortliche zusammen und diskutierten über den Fall. Der Spieler sei nicht ausgeschlossen worden, um ihn nicht durch das soziale Netz fallen zu lassen. Viel mehr wolle man von Vereinsseite auf ihn einwirken. „Der Spieler wird jetzt zumindest Sozialstunden ableisten müssen“, so Kirches.

Doch zufrieden ist er mit der „Bestrafung“ nicht. „Auch wenn es in der Freizeit passiert ist, ist er doch nichts anderes als ein Straftäter. Davor darf man nicht die Augen verschließen.“

Mitunter komme es auch vor, dass die Täter sich selbst zu Opfern stilisieren, indem sie Strafanzeige wegen Beleidigung stellen und so der Anzeige des betroffenen Schiedsrichters zuvor kommen wollen. „Darauf hat der Verband reagiert und zumindest greift in diesen Fällen eine extra dafür abgeschlossene Rechtsschutzversicherung“, erklärt Kirches. Um aufzuklären und vor allem um zu sensibilisieren, wird es auf dem Gelände des Spielverein St. Tönis in Kürze eine Informations- und Diskussionsrunde geben, an der die Spielführer, Trainer und auch Eltern teilnehmen sollen.

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Vor allem in den unteren Ligen werden die Übergriffe auf die Unparteiischen immer härter. Immer weniger junge Fußballer wollen Schiedsrichter werden. Der DFB hat nur noch 76 019 Schiedsrichter. Das sind 5353 weniger als sechs Jahre zuvor. „Es ist abzusehen, wann in der Kreisliga keine Schiedsrichter mehr eingesetzt werden können. Das kann nicht im Sinne beider Seiten sein,“ sagt Kirches.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)