1. Krefeld

Therapeut Jirka Bükow bringt Schülern den respektvollen Umgang des mittelalterlichen Hoflebens näher: Benehmen alter Schule

Therapeut Jirka Bükow bringt Schülern den respektvollen Umgang des mittelalterlichen Hoflebens näher : Benehmen alter Schule

Unter vielen Jugendlichen gehören Kraftausdrücke und wenig Respekt gegenüber anderen zur Tagesordnung. Jirka Bükow, Trainer im Bereich der Gewaltprävention, wirkt dem entgegen.

„Pagen heran, man reiche das Brot und das Wasser“, sagt Jirka Bükow, woraufhin einige Jungen und Mädchen anfangen, ihren Klassenkameraden die geforderten Waren anzubieten. Ein ungewöhnlicher Anblick in der Klasse 4c der Mosaikschule an der Felbelstraße. Für die „angehenden Ritter und Damen“ ist das allerdings nichts Neues. Denn Bükow ist mit seinem Projekt „Historische Manier- und Benimmkunde“ nicht zum ersten Mal hier. In vier Trainingseinheiten à 90 Minuten bringt der 42-Jährige den Schülern die höfische Haltungsschule des

Mittelalters näher. Dazu gehören zum Beispiel Körperhaltung, Bewegungslehre, sowie Tanz -und Speiskultur. Heute stehen die beiden Letzteren auf dem Plan. „Gemeinsam zu speisen war im Mittelalter besonders wichtig, weil dabei Streit geschlichtet wurde“, so Bükow, der ausgebildeter Trainer und Therapeut für systemische Gewaltprävention ist.

Das Projekt ist 1995 auf Grundlage der Frühprävention in der Justiz entstanden. „Da war mit klar, dass wir viel eher ansetzen müssen“, so der Therapeut. Karl der Große war es, der im Mittelalter, eigentlich bekannt für seinen rauen Umgang miteinander, das höfische Leben einführte. Zusammen mit Historikern entwickelte Bükow das heute noch angewendete Konzept, seit 2000 in originalgetreuer Verkleidung. „So können sich die Kinder viel besser in die Situation hineinversetzen. Stünde ich hier nur mit normaler Straßenkleidung, würden sie mich überhaupt nicht ernst- und wahrnehmen.“ Und auch die Schüler - wenn auch ohne Verkleidung - schlüpfen beim Speisen in verschiedene Rollen. Sie werden zu Gastgebern, Gästen und Pagen. „Möchtest Du Butter auf deinem Brot?“, fragt zum Beispiel Julian seinen Tischnachbarn. Als dieser die Frage bejaht, schmiert der Elfjährige seinem Mitschüler das Brot. „Es ist wichtig, dass die Schüler Interesse für die anderen entwickeln“, so Jirka. Weitere grundlegende Komponenten sind Höflichkeit, Geduld, Respekt und den Abstand zu wahren.

„Damit wollen wir den Kindern wichtige Bestandteile für ihr späteres Leben mit auf den Weg geben.“

(City Anzeigenblatt Krefeld II)